Garnison  Köln

Die Geschichte der Wehrmacht in Köln

Volkssturm

Aufstellung

Im Verlaufe der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs häuften sich die Niederlagen der Deutschen Wehrmacht zunehmend, so dass bereits am 2. November 1943 beim OKW vorsorglich über die Aufstellung eines „letzten Aufgebots“ nachgedacht wurde. Diese Überlegung wurde jedoch wieder zurückgestellt, da eine Realisierung dieser Idee durch den Parteiapparat anzunehmen war.

Mit einem Erlass vom 25. September 1944 wurde die Idee auf Grund der Kriegssituation jedoch wieder aufgenommen. Unter der Führung der NSDAP, mit Martin Bormann als Leiter der Parteikanzlei wurde die Aufstellung des „Deutschen Volkssturms“ befehligt. Demzufolge sollten alle waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahre erfasst werden. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass von den wehrfähigen Jahrgängen 1895 bis 1925 im Jahre 1944 noch fünf Millionen männliche Personen „unabkömmlich“ gestellt waren, also auf Grund einer Beschäftigung in „kriegswichtigen Betrieben“ nicht zur Wehrmacht eingezogen wurden. Somit gab es mehr unabkömmlich gestellte Wehrpflichtige als das gesamte Feldheer Soldaten hatte.

Der Aufbau und die Organisation dieser Parteimiliz gestaltete sich wie folgt: 

  1. Die Aufstellung und Führung oblag der Gauleitung und der ihnen unterstellten Parteiorganisationen. Die Erfassung wurde durch die Ortsgruppen durchgeführt.
  2. Für die Ausbildung, Bewaffnung und Ausrüstung war der Reichsführer SS als Befehlshaber des Ersatzheeres verantwortlich.
  3. Kampfeinsätze sollten ebenfalls durch den Reichsführer SS erfolgen. Dies wurde jedoch im November 1944 dahingehend abgeändert, als das der Volkssturm für Einsätze der Wehrmacht unterstellt werden konnte, ohne jedoch ein Teil dieser zu werden. 

 

Der Volkssturm setzte sich aus vier Aufgebote zusammen, die nach Tauglichkeit, Alter und Abkömmlichkeit zu unterscheiden waren. 

  1. Im ersten Aufgebot (1,2 Millionen) dienten alle „zum Kampfeinsatz tauglichen“ Angehörigen der Jahrgänge 1924 bis 1884 (die 20- bis 60- jährigen), die „keine lebenswichtige Funktion in der Heimat“ wahrnehmen mussten. Außerdem war die Verwendung außerhalb der Ortsgrenzen vorgesehen und nach Aufruf der Einsatzkompanien wurden die Männer kaserniert. 
  2. Das zweite Aufgebot (2,8 Millionen) umfasste dieselben Jahrgänge, jedoch den Personenkreis, der in „kriegswichtigen Betrieben, im Nachrichten- oder Transportwesen oder in anderen lebenswichtigen Funktionen in der Heimat“ tätig waren, also bis dato als „unabkömmlich“ galten. 
  3. Das dritte Aufgebot (0,6 Millionen) setzte sich aus Jugendliche der Jahrgänge 1925 – 1928 (16 – 19 jährige) zusammen, die nicht bereits bei der Wehrmacht, dem RAD oder als Luftwaffenhelfer Dienst taten, was den Großteil dieser Jahrgänge betraf. Lediglich 16-jährige Hitlerjungen waren in der Regel noch nicht dienstverpflichtet, kamen also für das dritte Aufgebot in Frage. Im März 1945 wurde zusätzlich noch ein Teil des Jahrgangs 1929 zum Flak-Dienst eingezogen.
  4. Zum vierten Aufgebot (1,4 Millionen) kam schließlich der Personenkreis, der nicht für einen Kampfeinsatz tauglich war, jedoch Wach- und Sicherheitsaufgaben wahrnehmen konnte.

Eine lückenlose Aufstellung und Gesamtzahl der tatsächlichen Volkssturmeinheiten gibt es bis heute nicht. Somit freuen wir uns auch hier über Hinweise und Dokumentationsmaterial jeglicher Art um weitere Wissenslücken schließen zu können.

Bewaffnung & Ausrüstung

Der Volkssturm-Erlass definiert den Reichsführer SS für die Bewaffnung und Ausrüstung verantwortlich. Die für Rüstung zuständigen Dienststellen wie z. B. das OKW, Speer etc. nahmen sich somit aus der Verantwortung, was zur Folge hatte, dass lediglich nur noch Beutewaffen und Exemplare aus dem Besitz der NSDAP für den Volkssturm zur Verfügung standen. Die eigens entwickelten Volkssturmwaffen wurden nie in nennenswerter Anzahl hergestellt und hatten von der Qualität her oftmals nur „Schrottwert“. Eine zufriedenstellende Bewaffnung der Volkssturmeinheiten blieb somit, bis auf wenige Ausnahmen, eine Utopie.

Hinsichtlich Uniformierung und Ausrüstung waren die Volkssturmangehörigen eigenverantwortlich, es gab keine Regularien. Auf Grund der kriegsbedingten Mangelwirtschaft konnten diese Punkte jedoch ebenfalls nur unzulänglich erfüllt werden. 

Organisation

Unabhängig vom Aufgebot war das Volkssturm- Bataillon die Grundeinheit, wobei deren Größe je nach Parteikreis variieren konnte. Deren Gliederung sah wie folgt aus:

  • Bataillonsstab mit einer Melder- und Nachrichtenstaffel bestehend aus 16 Mann.
  • Drei Kompanien mit drei bis vier Zügen. Pro Zug gab es drei bis vier Gruppen.
  • Vier (schwere) Kompanien mit leichten Infanteriegeschützen, die jedoch mangels Waffen kaum aufgestellt werden konnten. 

Außerdem sollte nach Möglichkeit ein für Sperraufgaben vorgesehener Pionierzug gebildet werden. Sondereinheiten wie z.B. motorisierte Transportbataillone mit einer Stärke von drei Kompanien sowie weitere Pionier- und Instandsetzungszüge sollten innerhalb der Gaue aufgestellt werde, was jedoch auf Grund der „Mangelverwaltung“ nicht erfolgen konnte.


Im Reichsgau 12 sind bis dato folgende Volkssturmeinheiten bekannt (weitere Informationen und Originaldokumente sind sehr willkommen):

Volkssturm-Bataillon 12/15  //  Volkssturm-Bataillon Köln

Volkssturm-Bataillon 12/52  // Volkssturm-Bataillon Oberbergischer Kreis

Volkssturm-Bataillon 12/24 (ggf. in Verbindung mit dem Volkssturm-Bataillon Köln)


Volkssturm-Bataillon 12/38

Volkssturm-Bataillon 12/50  //  Volkssturm-Bataillon Jülich

Volkssturm-Bataillon 12/51

Volkssturm-Bataillon 12/61

Volkssturm-Einheit Dahlem

I. Volkssturm-Bataillon Euskirchen  //  Volkssturm-Bataillon Euskirchen

Volkssturm-Bataillon Kall

Volkssturm-Bataillon Köln

Volkssturm-Bataillon Köln-Deutz

Volkssturm-Bataillon Münstereifel / V. Volkssturm-Bataillon Euskirchen

Volkssturm-Bataillon Rheinbach

Volkssturm-Bataillon Troisdorf 1

Volkssturm-Bataillon Troisdorf 2

Volkssturm-Einheit Weilerswist

Volkssturm-Bataillon Zülpich

Die Nummernreihenfolge besagt: Gaunummer / Bataillonsnummer/ Kompanienummer.

Eingesetzt wurden die Einheiten je nach Aufgebot und somit Tauglichkeitsgrad für Schanzarbeiten, Evakuierungen und Verlegungen, Objektschutz und Gefangenenbewachung sowie Sicherungsbesatzungen und Kampfeinsätze.


Quelle:

- Seidler, Franz W.: "Deutscher Volkssturm" Das letzte Aufgebot 1944/45, München 1991.

- Kriegstagebuch des OKW, Band 3.

- www.forum-der-wehrmacht.de